Der fmpro Instandhaltungstag bot einen exklusiven und einmaligen Einblick in die Instandhaltung und den Betrieb des KKW Beznau. An sechs verschiedenen Posten erlebten die Teilnehmenden praxisnah den Alltag der Instandhaltung in der speziellen Umgebung eines Kernkraftwerks. «Die Instandhaltung in einem KKW ist per Definition auf einem sehr hohen Niveau», sagte fmpro-Vorstandsmitglied Bernhard Bürgler einleitend. «Ich wohne selbst in der Nähe eines Kernkraftwerks und bin froh, wenn ich ruhig schlafen kann und die Jungs das im Griff haben.»

Sicherheit wurde schon zu Beginn der Führung grossgeschrieben: im Gebäude herrschte absolutes Handy- und Fotografier-Verbot und vor dem Aufbruch zur Führung wurden Ausweise kontrolliert und alle Teilnehmenden mussten durch den Körperscanner. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Ein Highlight der Führung war der Simulator des Kommandoraums, in welchem ein Notfall simuliert wurde. Weitere Stationen der Führung waren das Maschinenhaus, die Revisions- und Fertigungswerkstätten, ein Sicherheitsparcours sowie der Fieldsimulator. Zusätzlich erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in den FME-Prozess (Foreign Material Exclusion). Die KKW-Mitarbeitenden an den einzelnen Stationen der Führung standen den Fragen der Teilnehmenden Red und Antwort und teilten auch ihre persönlichen Erlebnisse und Geschichten. So machten sie die Führung zu einem besonderen Erlebnis mit einer einmaligen Note.

Alterungsüberwachung im KKW Beznau

Eingeleitet wurde der fmpro Instandhaltungstag 2022 mit einem Referat zur Alterungsüberwachung durch Frank Kündig, dem ehemaligen stellvertretenden Kraftwerksleiter. Das Ziel der Alterungsüberwachung: den Betrieb auf dem notwendigen Sicherheitsniveau aufrechtzuerhalten und für die Planung der Lebensdauer der Anlage solide Grundlagen zu schaffen. Zu bekannten Alterungserscheinungen gehören mechanisch-thermische Ermüdungen, Schäden durch Vibrationen, Strahlenversprödung, thermische Versprödung und Korrosion. Die Alterungsüberwachung bildet die Voraussetzung für die möglichst genaue Einschätzung der Restlebensdauer der Anlage und für allfällige Investitionen in lebensdauerverlängernde Massnahmen.

«Betriebsbewährt ist nicht unbedingt alt», sagte Frank Kündig. «Das KKW Beznau ist zwar am längsten am Netz, aber bereits nach der Inbetriebnahme begann man mit Nachrüstungen und Ersatzinvestitionen. Wir sind ein weltweites Vorbild für Nachrüstungen, weisen eine sehr geringe Störungsanfälligkeit und eine hohe Verfügbarkeit auf.»

Kündig nahm die Teilnehmenden auf eine kurze Reise durch die unterschiedlichsten Regelwerke, Normen und Gesetze, die für ein Kernkraftwerk gelten. Er zeigte auf, wie die Veränderungen von Eigenschaften überwacht und gemanagt werden. Auch auf viele Sicherheitsaspekte ging er ein – beispielsweise darauf, wie sich das KKW Beznau vom Werk in Fukushima unterscheidet und wie es einen entsprechenden Notfall gemeistert hätte. Sein Resümee: «Es braucht Fachspezialisten, Sachverstand und viel Pflege, damit ein solches Kernkraftwerk nicht zum Oldtimer wird».

Auch Netzwerke wollen gepflegt werden

Nach einem spannenden und informativen Nachmittag liessen sich die Teilnehmenden – von der Axpo eingeladen – bei einem Apéro Riche verwöhnen und konnten die Eindrücke und Erlebnisse diskutieren. Schliesslich verhält es sich auch rund um persönliche Netzwerke ähnlich wie rund um das Stromnetz: es braucht Fachspezialisten, Sachverstand und viel Pflege.

Ein Highlight der Führung war der Simulator des Kommandoraums, in welchem ein Notfall simuliert wurde. (Bild: Axpo)